Zukunft des Ursulinenkonvents in Stiftung gesichert

„Mit Weitsicht und Liebe"

Schwester Barbara Wien ist überzeugt: „Unser Glaube bewirkt etwas und zeigt Perspektiven auf.“ Neue Perspektiven hat die Ursulinenoberin auch für ihr Kloster: Der Duderstädter Konvent überführte seinen Besitz in eine Stiftung.

Die Gebäude und der Geist des Ursulinenklosters sollen damit langfristig gesichert werden, selbst wenn keine Ursulinin mehr in Duderstadt leben sollte. Wichtig war den Schwestern, dass ihre Stiftung neben der kirchlichen Anerkennung, auch eine Stiftung bürgerlichen Rechts ist. Nachdem das Bistum schon zugestimmt hatte, dauerte die staatliche Anerkennung länger. Für Schwester Barbara fehlt weiterhin der ursprünglich geplante Auftakt. Zwar gab es schon 2016 einen Festakt im Alten Rathaus, „aber eigentlich wollten wir ein Benefiz-Fest feiern und unseren Gästen das Kloster zeigen, vielleicht klappt es 2017“, kündigt sie an.

Ihr Auftrag: Erziehung und Bildung der Mädchen

Die Geschichte der Ursulinen in Duderstadt währt schon über drei Jahrhunderte. Im Jahr 1700 zogen sie aus Erfurt in die Fachwerkstadt, auf Einladung des Stadtrats. Die Schwestern sollten sich fortan um Erziehung und Bildung der Mädchen kümmern. Schon damals gab es eine Zustiftung des Magistrats. „Die Stiftung ist keine Neuerfindung, wir lassen den Gedanken wieder aufleben“, sagt Schwester Barbara.

Ab 1735 wurde das Kloster erweitert, die neugebaute Liebfrauenkirche 1890 eingeweiht. Bis in die 1970er-Jahre führten die Ursulinen selbst die St.-Ursula-Schule als Realschule mit Gymnasialzweig und Pensionat. Dann übernahm das Bistum die Trägerschaft der heutigen Integrierten Gesamtschule. Wegen rückläufiger Schülerzahlen will es die Trägerschaft allerdings abgeben oder die Schule ganz schließen.

Dem Konvent gehören derzeit neun Schwestern an, von denen sechs in Duderstadt leben. Das gesamte Vermögen verwaltet neuerdings die „Stiftung der Ursulinen Duderstadt“. Damit der Konvent der Stiftung keine Rechenschaft schuldig ist, erhielt er ein Sondervermögen. „So bleibt der Konvent wie bisher bestehen, ist aber gleichzeitig Bestandteil der neuen Stiftung“, erklärt Schwester Barbara. Ohne Stiftungsgründung hätten Stadt und Bistum bei einer Auflösung den Zugriff auf das Vermögen. „Das Ambiente wäre auseinandergefallen“, befürchtet Schwester Barbara.

Für die Ursulinen ist wichtig, nicht nur die Gebäude zu bewahren, sondern auch das Leben darin. „Außerdem soll die Pädagogik der heiligen Angela erhalten bleiben“, sagt Schwester Barbara. „Sie ist heute noch so modern, wie sie nicht moderner sein könnte: viel Weitsicht und Liebe zum Menschen.“ 1535 hatte Angela Merici den Ursulinenorden im oberitalienischen Brescia gegründet.

In Ruhe erholen und neue Kraft schöpfen

Bei der Anerkennung als Stiftung haben alte Urkunden geholfen. Darunter fand sich etwa der Nachweis, dass schon 1866 dem Duderstädter Ursulinenkloster bescheinigt wurde, eine Körperschaft öffentlichen Rechts zu sein. „Der Staat will wissen, was die Stiftung für ihn macht. Jedes Detail muss aufgezählt werden“, erläutert Schwester Barbara. Die Genehmigung als kirchliche Stiftung war da einfacher. „Das war eindeutig“, erklärt die Oberin.

Zu den Angeboten zählt das Seminarprogramm für Gäste. Mit dem seit 1995 bestehenden Gästehaus seien viele Ziele der Stiftung umsetzbar. „Unsere Gäste können sich in Ruhe erholen“, berichtet Schwester Barbara. Wer es wünsche, könne ein Gespräch mit einer Schwester führen. So könnten „Dinge, die das Leben schwer machen“, abgelegt und „neue Kraft“ geschöpft werden. Eine ganze Reihe von Stammgästen fühle sich dort wohl. Unter anderem kommen ehemalige Schülerinnen, aber auch Manager aus der Wirtschaft haben das Gästehaus als Rückzugsort entdeckt.