„Immer von den Menschen her denken“

Schwester M. Cárola Brun verlässt die Geschäftsführung des Duderstädter St. Martini Krankenhauses.

Gute Mitarbeiter und Gesundheit „vom Kopf und auch körperlich“, so beschreibt Schwester M. Cárola Brun (75) ihr persönliches Erfolgsrezept. Nach 40 Jahren in leitenden Positionen in Duderstadt und Braunschweig verabschiedet sie sich aus der Geschäftsleitung des St. Martini Krankenhauses.

 

 

Doch die Schwester des Vinzentinerordens bleibt Duderstadt und dem Konvent St. Martini als Oberin erhalten. „Ich fühle mich wohl im Eichsfeld und freue mich, dass ich weiter für die Menschen da sein kann“, sagt Sr. Cárola. Die Leitung des Altenpflegeheims liegt zwar nicht mehr in ihren Händen, allerdings bleibt ihre Stelle bis auf Weiteres vakant. „Ich muss aufpassen, dass ich meine Aufgaben abgebe und nicht gucke, was ich doch noch machen kann“, sagt Sr. Cárola.

Ganz in der Nähe, in Seeburg aufgewachsen, verlief ihr Leben früh anders, als es ihre Eltern erwartet hatten. Nach der Schule wurde sie zum Kochenlernen ins Vinzenzkrankenhaus Hannover geschickt. Statt eine eigene Familie zu gründen, trat sie mit 22 Jahren der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul bei. „Zum Entsetzen meiner Eltern!“ 

„Mein Herz schlägt in der Krankenpflege“

Ihre Berufung verspürte Sr. Cárola schon kurz nach der Erstkommunion. Zunächst unternahm sie Waldausflüge mit einer Freundin, statt zum Sonntagsgottesdienst zu gehen. Schon bald erwischte sie der Pfarrer und stellte die Mädchen zur Rede. „Von da an habe ich keinen Sonntag mehr die Messe verpasst“, berichtet sie stolz.

Erstmals ins Duderstädter Krankenhaus kam sie mit 16 Jahren. Zum Röntgen, nach einem Autounfall. Mittlerweile wohnt die Ordensfrau insgesamt über 30 Jahre auf dem Gelände.

Zunächst war sie rund 20 Jahre für die Schule zuständig. Zwischen 1995 und 2005 wurde sie an das St. Vinzenz Krankenhaus in Braunschweig versetzt. Doch anschließend ging es zurück nach Duderstadt. Ihre Ausbildung als Krankenschwester erhielt sie Ende der 1960er-Jahre im St. Bernward Krankenhaus Hildesheim. Gleich anschließend bekam sie eine Stationsleitung übertragen. „Mein Herz schlägt in der Krankenpflege“, sagt Sr. Cárola.

Als sie 1974 wieder nach Duderstadt kommt, fehlt examiniertes Pflegepersonal. Schnell kommt die Idee auf, eine eigene Schule zu gründen. Fortan ist sie dafür zuständig. „Ich war sehr streng, wollte immer, dass die Schüler das Beste aus sich herausholen“, erzählt Sr. Cárola. Sie habe aber auch sehr viel von den jungen Menschen gelernt und so mancher Modetrend sei gewöhnungbedürftig gewesen. Rund 300 Krankenpflegerinnen und über 200 Krankenpflegehelferinnen wurden während ihrer Zeit an der Schule ausgebildet. 

Weltgeschichte in Duderstadt

In besonderer Erinnerung ist Sr. Cárola der Morgen nach dem Mauerfall. Selbst kannte sie die Nachricht noch nicht, doch im Klassenraum war es ganz unruhig. Die Schüler hatten nachts noch mit Jugendlichen aus dem thüringischen Teistungen auf der Straße gefeiert. „Das war Weltgeschichte hier in Duderstadt“, sagt Sr. Cárola. Am gleichen Tag noch ist sie mit Mitschwestern an die Grenze gefahren, „über Schleichwege, anders war kein Durchkommen möglich.“ Die Grenzöffnung brachte auch eine Belebung des Schullebens mit sich. „Schlagartig kamen Bewerbungen aus den umliegenden Dörfern in Thüringen“, sagt Sr. Cárola. Die rückläu gen Schülerzahlen waren gestoppt.

Zukünftig will sich Schwester M. Cárola Brun neben ihren Aufgaben als Oberin des Konvents der Seelsorge widmen. Auch ein verstärktes Engagement in der Förderinitiative kann sie sich gut vorstellen. „Ich denke immer vom Menschen her, was ihm gut tut, wenn er zu uns kommt“, sagt die Ordensfrau.