Große Wallfahrt in Germershausen mit Fragen von Immanuel Kant

Mehr als 1200 Gläubige waren am Sonntag zum ersten Tag der Großen Wallfahrt nach Germershausen gekommen. Der emeritierte Weihbischof Heinz-Günther Bongartz ging als Hauptzelebrant des Wallfahrtsamtes auf die vier Fragen des Philosophen Immanuel Kant: "Was kann ich wissen?", "Was soll ich tun?", "Was darf ich hoffen?", und "Was ist der Mensch?" ein.

"Wir sind mit der Teilnehmerzahl zufrieden", sagt Cornelia Kurth Scharf vom Germershäuser Wallfahrtsteam. Auch das neu angebotene Fotoshooting, bei dem Kinder sich unter anderem als Maria, die Heilige Elisabeth oder den Heiligen Martin verkleiden konnten, sei gut angenommen worden. "Zudem hatten die Mädchen auch die Möglichkeit ein Holzkreuz mit Glitzersteinen zu basteln. Hierbei hatten sie ebenfalls viel Spaß", so Kurth-Scharf. Zufrieden waren die Wallfahrer auch mit dem Wetter, es sei bestes Wallfahrtswetter gewesen, nicht zu heiß und kein Regen.

Das mit dem Wetter sah am Montag, dem zweiten Wallfahrtstag, etwas anders aus. Denn am Sonntag waren für die Zeit der Wallfahrt starke Regenfälle angekündigt, sodass die Verantwortlichen vom Wallfahrtsteam gemeinsam mit Propst Thomas Berkefeld, der den Gottesdienst am Montag leitete, entschieden, den Gottesdienst nicht am Freialtar, sondern in der Wallfahrtskirche zu feiern. "Wir haben lange überlegt, aber angesichts der Prognosen uns dann für die Verlegung in die Kirche entschieden", berichtet Cornelia Kurth-Scharf.

Der zweite Tag der Großen Wallfahrt gilt traditionell dem Gedenken an verstorbene Wallfahrer, die regelmäßig nach Germershausen zum Wallfahrtsort "Maria in der Wiese" gepilgert sind. "Dies sind im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Menschen", wandte Propst Thomas Berkefeld sich an die Gläubigen. Die zahlreichen Wallfahrer in der nahezu vollbesetzten Wallfahrtskirche würden sich als eine Kirche verbinden, die auf Erden ihren Weg suche. "Und wir verbinden uns mit der Kirche, die uns Mut macht, auf Gott zu vertrauen und ihm zu folgen", sagte Berkefeld. In seiner Predigt griff Berkefeld zwei der vier Fragen von Immanuel Kant erneut auf: "Was darf ich wissen?", und "Was ist der Mensch". Zu Beginn der Predigt befasste Berkefeld sich mit der Geschichte Jakobs, der seinen Bruder um das Recht des Erstgeborenen betrogen hatte. Auf seiner Flucht von Be’er Scheva nach Harran träumte Jakob von einer Leiter, auf der Engel hin- und hergingen. "Durch seinen Traum findet Jakob einen Ort, an dem er spürt, dass Gott da ist", so Berkefeld. Anschließend wüsste er einiges, aber nicht alles über den Weg der vor ihm lag.

Im weiteren Verlauf der Predigt ging der Propst dann auf die Frage "Was ist der Mensch?" ein. Dieser habe einmal gesagt, dass Mensch sein bedeute, Sehnsucht zu haben. Und damit verbunden die Hoffnung zu haben, nicht nur einem Schicksal ausgeliefert zu sein, sondern bei Gott anzukommen. "Viele Menschen wissen heute nicht mehr, wonach sie sich sehnen. Vielleicht ist aber in ihnen dennoch eine Sehnsucht nach Gott verborgen", sagte Propst Thomas Berkefeld. Eine weitere Übersetzung der Worte von Augustinus besage, dass der Mensch die Sehnsucht Gottes ist. "Gott möchte bei den Menschen seien, als Grundstein für die Treppe auf der Engel aufsteigen", so Berkefeld. So könne der Mensch wissen, dass er es sei, nach dem Gott sich sehne. Und er könne wissen, dass er eine Sehnsucht habe bei Gott anzukommen.

Berkefeld dankte allen Beteiligten für die gute Große Wallfahrt. Insbesondere dem Wallfahrtsteam, das am Sonntagabend noch alles für den Gottesdienst in der Kirche vorbereitet hatte.

Vera Wölk, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit