„Glauben bekunden tut gut“

Michael Preiß aus Gieboldehausen lässt sich am 20. März zum Diakon weihen.

Elektromaschinenbauer, Zeitsoldat, Heilpraktiker, Fallmanager im Jobcenter: Michael Preiß aus Gieboldehausen kennt die Arbeitswelt aus den verschiedensten Berufsperspektiven. Nun hat er eine weitere Berufung entdeckt und lässt sich zum Diakon weihen. 

Zu den Konstanten im Leben von Michael Preiß gehört ein Bildstock von 1883, keine 200 Meter von seiner Haustür entfernt. Früher floß der Verkehr direkt davor vorbei, heute rauscht er auf der B27 dahinter. Die Straße wurde verlegt, der Bildstock blieb stehen. „Das ist mein Ankerpunkt, der hat sich nie bewegt“, sagt Preiß.

Seit seiner Geburt vor 56 Jahren lebt Michael Preiß in Gieboldehausen. Als Soldat wurde er mal für drei Jahre nach Sachsen versetzt, aber seine Familie und sein Zuhause blieben im Eichsfeld. Michael Preiß ist verheiratet, hat drei erwachsene Söhne und ist gerade Großvater geworden.

Pfingstnovene als Glaubenserlebnis

Auf den Gedanken, Diakon zu werden, stieß er zufällig. Am Anfang stand dabei eine Lebenskrise, „ein Burnout mit allem, was da so zugehört“, berichtet Preiß. Das war 2013, und für ihn „eine Zäsur, bei der man das ganze Leben hinterfragt“. Der eigene Glaube gab ihm neuen Halt. Jahrelang war er in seiner Gemeinde St. Laurentius schon Lektor und Firmkatechet gewesen, aber über Ständige Diakone im Zivilberuf wusste Preiß wenig. 

Nach der krankheitsbedingten Pause stimmte er spontan wieder einem Lektorendienst während der Pfingstnovene zu. „Es tat mir so gut, vor die Gemeinde zu treten, und meinen Glauben zu bekunden“, bekennt Michael Preiß. Seine Fragen rund um den Dienst als Diakon nahmen zu. Die Entscheidung zur Ausbildung reifte.

Auch seine Kollegen im Jobcenter, seine Freunde und seine Familie waren vor allem neugierig, als er zwei Jahre später sein Fernstudium begann. Sein Chef bei der Arbeitsagentur sei sehr erstaunt gewesen, dass Preiß freitags direkt von der Arbeit zu den monatlichen Ausbildungswochenenden aufbrechen wollte. „Er hat sich erstmal erklären lassen, was ich da genau vorhabe.“ 

Ehefrau muss zustimmen

Urlaubstage und Ausgleichszeiten für Überstunden setzte Michael Preiß ein, immerhin galt es 24 Lehrbriefe durchzuarbeiten, Praktika zu absolvieren, eine Hausarbeit zu schreiben und die mündliche Prüfung zu bestehen. Und in Rom war er mit seinen Ausbildern auch eine ganze Woche. Besonders beeindruckt hat ihn die Größe des Petersdoms und die darunter liegende Nekropolis mit ihren Grabstätten. Insgesamt habe er die Kirche und den Glauben nochmals neu kennengelernt. Wirklich fragen musste er vor Ausbildungsbeginn nur seine Ehefrau, denn sie muss auch bei seiner Weihe zum Diakon am Samstag, 20. März, um 10 Uhr im Mariendom in Hildesheim zustimmen.

Wie seine Frau hat Pfarrer Matthias Kaminski das Vorhaben gleich unterstützt. „Er hat mich dann auch mal etwas ausprobieren lassen“, berichtet Preiß, etwa, wenn es darum ging, eine Predigt zu verfassen. Zukünftig verstärkt Preiß das Pastoralteam für die Kirchengemeinden in Bilshausen, Gieboldehausen und Rhumspringe. Dabei wird er ähnliche Aufgaben wie ein Priester haben, ohne Eucharistie feiern zu dürfen. Einer seiner ersten Einsätze soll die Taufe der gerade geborenen Enkeltochter sein. „Das ist das Schöne“, sagt Preiß und freut sich schon auf das Fest.

  • Das Amt des Diakons ist eines der ältesten kirchlichen Ämter und wird bereits im Neuen Testament erwähnt. Es wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) als dauerhafte Form kirchlichen Dienstes neu belebt. Diakone im Zivilberuf arbeiten weiterhin in ihrem zivilen Beruf. Ihre Aufgaben in den Gemeinden richten sich nach den Anforderungen aus Beruf und Familie. Die Ausbildung zum Diakon erfolgt berufsbegleitend.