320.000 Ziegelsteine statt „Betlehemitischer Stall“

Sie gilt als „Kleinod des Historismus“ und ist seit 1993 niedersächsisches Kulturdenkmal: vor 125 Jahren wurde die Kirche St. Georg in Brochthausen geweiht.

Selbst junge Menschen zieht St. Georg mit seiner üppigen Ausstattung immer wieder in ihren Bann. „Zur Hochzeit kommen viele in ihre Heimatkirche nach Brochthausen, auch wenn sie sonst woanders modern leben wollen“, beschreibt Pfarrer Markus Grabowski eine Wirkung des Kirchenraums. Neugotische Ornamentik trifft dort auf eine Ausstattung, die mit wenigen Ausnahmen aus den 1890er Jahren stammt.

„Unsere Kirche ist so beliebt, weil sie Heimat gibt und Geborgenheit vermittelt“, erklärt Adelheid Näsemann vom Kirchengemeinderat. Außerdem würden viele Erinnerungen an der Kirche hängen. „Wir versuchen mit der Kirche eine Verbindung zum Leben zu schaffen, für Kinder genauso wie für ältere Menschen“, berichtet Näsemann.

St. Georg ist mindestens der dritte Kirchbau in Brochthausen. Wie etwa eine Kapelle im Mittelalter aussah ist unbekannt, allerdings wird eine gotische Marienfigur auf um 1400 datiert. Ab 1590 gab es einen doppelstöckigen Holzbau, der später abfällig als „Betlehemitischer Stall“ bezeichnet wurde. Besonders seit Beginn des 19. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde. Innerhalb weniger Jahrzehnte verdoppelte sich die Zahl der Gläubigen bis 1890 auf 565 Seelen, davon 106 Schulkinder. Für einen Neubau wurden 24.000 Mark gespart. Als die Kirche 1892 durch den Hildesheimer Bischof Wilhelm Sommerwerck geweiht wurde, waren 320.000 Ziegel verbaut.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die historischen Wandmalereien überpinselt, konnten aber 1991 weitgehend restauriert werden. Ein Wasserschaden in der Apsis zwang die Gemeinde zu einer umfangreichen Sanierung, die 2016 abgeschlossen wurde. Insgesamt wurden dafür 42.000 Euro ausgegeben, das Bistum Hildesheim beteiligte sich mit 22.000 Euro.

  • Die Pfarrei St. Sebastian feiert das Kirchweihfest von St. Georg in Brochthausen am Samstag, 7. Oktober. Zum Familiengottesdienst um 16 Uhr wird Weihbischof Hans-Georg Koitz erwartet. Erstmals kann die Gemeinde die renovierte Sakristei besichtigen.

kpg