Dreifaches Jubiläum der Schützen

Mit Schießen und Musizieren kennt sich die Schützenbruderschaft St. Sebastian von 1542 Gieboldehausen gut aus. Während die Bruderschaft auf mindestens 475 Jahre zurückblickt, feiern die beiden Musikzüge jeweils 50-jähriges Bestehen.

Die Steuerliste von 1542 mit der „Fraternität St. Sebastiani“ wurde erst im Jahr 2000 entdeckt, als Ortsheimatpfleger Gerhard Rexhausen in einem Archiv in Werningerode zur Geschichte des Fleckens Gieboldehausen recherchierte. Damals bezogen die Schützen ihr Alter noch auf das älteste vorhandene Schriftstück aus dem Jahr 1605.

Möglicherweise hängt die Gründung der Schützenbruderschaft mit dem Bau der Kirche St. Laurentius 1541 zusammen. Immerhin stand von Beginn an ein Sebastianaltar in der Kirche, der jedoch mehrfach erneuert wurde. Der aktuelle Sebastianalter wurde 1802 „auf Kosten der Bruderschaft“ errichtet, wie seine lateinische Inschrift lautet.

„Beeindruckend finde ich, dass wir uns heute noch nach Statuen von 1644 richten“, bekennt Martin Creutzig, der 1. Vorsitzende der Schützenbruderschaft. Dazu gehöre das Pfingstschießen genauso wie festgelegte Tage für den gemeinsamen Besuch des Gottesdiensts in der Kirche.

Kleinod von 1650

Gegründet wurden Schützenbruderschaften vor allem nach dem Ende der Lehnsherrschaften zur Verteidigung der Ortschaften. In Gieboldehausen dürfte es sich zu Beginn um einen eher elitären Kreis katholischer Männer gehandelt haben, deren Anzahl auf 120 Mitglieder beschränkt war. Die Bruderschaft verwaltete eine Sterbekasse und vergab an ihre Mitglieder Kredite.

Ein besonderes Schmuckstück besitzen die Gieboldehäuser Schützen mit ihrem Kleinod, einem Netz von Silberketten, die auf einem Latz befestigt sind. 1650 wurde es von einem Goldschmied in Duderstadt für 4 Gulden und 10 Mariengroschen hergestellt. Vermutlich ging eine ältere Schützenkette in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verloren. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kleinod in einem Hühnerstall vergraben und konnte so erhalten bleiben.

1945 zählte die Bruderschaft noch 23 Mitglieder, doch schon bald werden sie wieder so zahlreich, dass 1949 versucht wird, die Mitgliederbeschränkung aufzuheben, zunächst erfolglos. Erst 1966 fällt sie endgültig und nun werden auch evangelische Männer aufgenommen. Zu den derzeit 384 Mitgliedern zählen sogar rund 80 Damen. 1967 gründen sich zudem ein Fanfaren- und ein Spielmannszug. „In Niedersachsen sind wir die einzigen mit zwei Musikzügen“, erklärt Creutzig. 

Umfangreiches Festprogramm

Die Musikzüge begleiten den Kinderumzug am Samstag, 12. August, um 14.30 Uhr vom Parkplatz an der Obertorstraße 12 zum Festplatz.

Zum Festumzug am Sonntag, 13. August, werden 1200 Teilnehmer erwartet. Allein 14 Spielmanns- und Fanfarenzüge sollen für Musik sorgen. Der Umzug startet um 13 Uhr von der Bahnhofstraße aus. Anschließend steht das Ausschießen des Bürgerkönigs auf dem Programm.

Alle Termine vom 10. bis 15. August gibt es auf der Facebookseite der Schützenbruderschaft.

Chronik als Buch erschienen

  • Eine neue Chronik der Schützenbruderschaft St. Sebastian von 1542 Gieboldehausen hat Gerhard Rexhausen auf 152 Seiten erstellt. Sie kann bestellt werden bei Martin Creutzig, Obertorstraße 56, 37434 Gieboldehausen und kostet 12 Euro.

Johannes Broermann